08 Apr So werden wir in Corona-Zeiten und danach shoppen: Layaway Reset
Die Coronakrise trifft uns alle hart. Besonders bedrohlich ist sie für all jene, deren Immunsystem zu schwach ist, um COVID-19 zu trotzen. Doch Corona bedroht nicht nur die Gesundheit, sondern auch die finanzielle Existenz von Millionen Menschen.
Bedingt durch die Pandemie haben inzwischen fast eine halbe Million Unternehmen Kurzarbeit angemeldet (Stand 31.03.2020). Wie viele Beschäftigte davon betroffen sind, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Doch es werden deutlich mehr sein als in der Finanzkrise 2009. Damals waren es rund 1,4 Millionen Menschen. Hinzu kommen jene, die ihre Arbeit ganz verlieren. Allein im April werden es bis zu 200.000 zusätzliche Arbeitslosen.
Je länger die Coronakrise dauert, umso mehr wird sie das Konsumverhalten der Menschen negativ beeinflussen.
Das bedeutet, dass viele Menschen in nächster Zeit deutlich weniger Geld im Portemonnaie haben werden als vor der Krise. Und je länger sie dauert, umso mehr wird sie sich auch auf jene auswirken, die nicht ihre Arbeit verlieren oder kurzarbeiten müssen. Aus Angst vor einer ungewissen Zukunft werden sie sich in Konsumzurückhaltung üben.
Der Shopper Trend LAYAWAY RESET zeigt, wie Händler und Marken dieser zu erwartenden Konsumschwäche mit Hilfe moderner Buy-now-pay-later-Services entgegenwirken können.
FOKUS-TREND: LAYAWAY RESET
Vorbild für den Shopper Trend LAYAWAY RESET ist das sogenannte Layaway, das in den USA in den 1930er Jahren während der Weltwirtschaftskrise populär war. Bei diesem Verkaufsmodell reservierte der Händler ein Produkt für einen Kunden, bis dieser alle erforderlichen Zahlungen geleistet hatte. Erst dann erhielt er den Artikel.
In den 1980er Jahren, als Kreditkarten allgegenwärtig wurden, verschwand Layaway weitgehend. Erst im Zuge der Great Recession von 2011/12 erlebte Layaway ein Revival in den USA. Durch die Digitalisierung erfuhr es zudem eine Neuinterpretation. Jetzt tauchen Buy-now-pay-later-Services immer häufiger in Online-Shops und im Handel auf und werden von zahlreichen Marken wie Sephora, Urban Outfitters, Ugg und Warby Parker genutzt.
Layaway ähnelt der Ratenzahlung für hochpreisige Konsumgüter, z.B. aus dem Bereich Consumer Electronics. Das Besondere an den neuen Buy-now-pay-later-Services ist, das sie vor allem von jungen Shoppern für „kleine“ Einkäufe von Alltagsprodukten, z.B. Sneakern, Kleidung und Beauty-Produkten, genutzt werden.
Mit Hilfe von Buy-now-pay-later können Shopper auch dann einkaufen, wenn sie nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen.
Junge Konsumenten, die mit dem Internet großgeworden sind, sind quasi darauf konditioniert, dass sie z.B. auf Streaming- und Sharing-Plattformen sofort bekommen, was sie wollen. Mit Hilfe von Buy-now-pay-later können sie ihre Bedürfnisse auch dann befriedigen, wenn sie nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Damit sinkt die Kaufbarriere für Shopper, die trotz begrenzter Budgets nicht über ihre Verhältnisse leben oder sich mit Kreditkarten verschulden wollen.
Welche Bedeutung LAYAWAY RESET hat, zeigt sich allein am Fintech-Unternehmen Afterpay, das in Australien, Neuseeland, den USA und Großbritannien agiert. Im Geschäftsjahr 2019 wurde sein Service von 4,6 Millionen Usern genutzt. Der Jahresumsatz betrug 251,5 Millionen AU-Dollar. Auch Einzelhändler und Marken profitieren von diesem Service, weil sich dadurch die Conversation Rate signifikant erhöht und der Umsatz um 20-30 % steigen kann.
In Kooperation mit dem schwedischen Fintech-Unternehmen Klarna bietet H&M seinen Kunden seit Januar 2020 ebenfalls eine Buy-now-pay-later-Zahlungsoption an. Über die „Pay Later“-Funktion der H&M-App können Shopper ihre Einkäufe zu einem späteren Zeitpunkt sowohl online als auch in Geschäften von H&M mit der App bezahlen. Die Einkäufe werden innerhalb der App abgewickelt, wo die Kunden entscheiden können, wie und wann sie bezahlen möchten.
Um auf den Service zugreifen zu können, müssen sich die Nutzer auf der H&M-Website in ihr Mitgliedskonto einloggen und die Option „Später bezahlen“ aktivieren. Mit der „Pay Later“-Option haben sie 30 Tage Zeit, um ihre späteren Einkäufe zu bezahlen.
Nach eigenen Aussagen will das Fast-Fashion-Unternehmen seinen Kunden damit „ein wirklich modernes Einkaufserlebnis“ anbieten, das relevant und inspirierend, flexibel und bequem ist, egal wo und wie sie bei H&M einkaufen.
Weitere inspirierende Best Practices zur ZUKUNFT DES SHOPPINGS finden Sie in unserem aktuellen Trendreport „Zukunft der Shopper Experience. 15 Shopper-Trends für 2020 und darüber hinaus“. Wir wünschen eine inspirierende Lektüre. Und bleiben Sie gesund.
Wenn Sie wissen möchten, wie Sie aufkommende Shopper Trends nutzen können, um Ihr Business auch in Zeiten von Corona Umsatz aufrechtzuerhalten, beraten wir Sie gerne jederzeit und unverbindlich per Telefon, E-Mail oder Video-Konferenz. Kontaktieren Sie uns einfach.
WEITERE BEITRÄGE ZU „SHOPPING IN THE CORONA WORLD“
In unserer aktuellen Trendblog-Reihe zur Coronakrise zeigen wir Wege auf, wie Händlern und Marken ihren Kunden mit Hilfe aufkommender Shopper Trends auch in Zeiten von Corona eine Shopper Experience bieten können, von der beide Seiten profitieren.
Fokus-Trend #1 – Livestream Shopping: Mit Livestreaming-Formaten lässt sich in Zeiten von Corona eine begeisternde Shopper Experience kreieren.
Fokus-Trend #2 – P2P-Commerce: Markeneigene P2P-Plattformen, die ihre Markenfans zu Händlern machen, gewinnen in Krisenzeiten als Social Hub an Bedeutung.
Fokus-Trend #3 – Tante Emma Reloaded: In der Coronakrise können Marken das Bedürfnis nach Gemeinschaft nutzen, indem sie (virtuelle) Räume für Wir-Erlebnisse schaffen.
Fokus-Trend #4 – Vendomatic: In Zeiten von „Social Distancing“ können Verkaufsautomaten für berührungs- und kontaktlose Transaktionen genutzt werden.
Fokus-Trend #6 – Retro Fiction: Eine Shopper Experience, die sich an „der guten alte Zeit“ orientiert, befriedigt das wachsende Bedürfnis nach Verschnaufpausen von der Coronakrise.
Fokus-Trend #7 – Mobile Trader Reloaded: Mobile Stores kombinieren die Vorteile von Online-, Mobile- und Offline-Shopping, um immer genau dort zu sein, wo die Kunden sind.
Fokus-Trend #8 – Burnout Therapy: In der Corona-Krise sind Shopper besonders offen für Marken, die ihnen Wege aus den damit verbundenen Stresssituationen zeigen.
Fokus-Trend #9 – Peer Masterminds: Vom Streben nach Selbstoptimierung können Marken profitieren, in dem sie Peers ermutigen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.
Fokus-Trend #10 – Other Worldly: Das in Zeiten von Corona wachsende Interesse an der Astrologie können Marken erfolgreich für eine spirituell angereicherte Shopper Experience nutzen.
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