Warum das totgesagte Analoge einfach nicht tot zu kriegen ist

Warum das totgesagte Analoge einfach nicht tot zu kriegen ist

Eigentlich dürfte es sie nicht mehr geben. Bereits in den 1990er war ihr Ableben beschlossene Sache. Doch während die Protagonisten der Digitalisierung mit Hochdruck an ihrer schönen neuen digitalen Welt arbeiten, in der kein Stein auf dem anderen bleiben soll, feiert das Analoge nicht nur in Form von Schallplatten, Sofortbildkameras und Retro-Spielkonsolen, sondern auch bei der Shopper Experience ein ungeahntes Comeback.

Die zu beobachtende Fetischisierung des Analogen ist mehr als nur ein Nostalgie-Reflex, mit dem „die gute, alte Zeit“ heraufbeschwört wird, die man selbst miterlebt hat. Es sind vor allem die jüngeren Generationen, die mit Internet und Smartphone groß geworden sind, die von der Einmaligkeit und der Haptik des Analogen und seiner Ästhetik der Imperfektion fasziniert sind.

Das ist nicht verwunderlich. In einer Zeit radikaler Umbrüche bieten analoge Erlebnisse eine kurze Verschnaufpause vom Stress einer zunehmend digitalisierten Alltagswelt. Im Gegensatz zur Flüchtigkeit und Beliebigkeit des Internets, wo alles unendlich kopierbar und jederzeit verfügbar ist, vermittelt das Analoge ein Gefühl von Dauerhaftigkeit und Bedeutsamkeit.

Die Wiederentdeckung des Analogen macht deutlich: Wer sich nur auf digitale Innovationen fokussiert, verliert leicht das große Ganze aus den Augen. Zumal sie sich nicht nur auf Produkte beschränkt, wie der Shopper-Trend RETRO FICTION zeigt. Anhand von sechs Best Practices zeigen wir, wie sich das Analoge auf vielfältige Weise der Shopper Experience bemächtigt.

COCA-COLA

Verpackungen in Retro-Ästhetik sind besonders bei Nahrungsmittelprodukten beliebt. Der Vintage-Look soll den Shoppern Authentizität vermitteln. Mit Coca-Cola Signature Mixer stellte Coca-Cola eine vierteilige Reihe von handgefertigten Mixern vor, die speziell für den Genuss von dunklen Spirituosen entwickelt wurden. Die vier Geschmacksrichtungen, die von den innovativsten Mixologen der Welt entwickelt wurden, kamen in einer eleganten Hutchinson-Glasflasche auf den britischen Markt. Sie ist eine Anspielung auf die Silhouette der ersten Coca-Cola-Flasche.

GUCCI

Bis 2025 wird die Hälfte aller Luxusausgaben, laut BCG, auf die Millennials entfallen. Um sie als künftige Shopper zu gewinnen, sprechen Luxusmarken wie Gucci ihre Nostalgie-Gefühle gezielt mit Retro-Games an. Inspiriert vom Vintage-inspirierten Ansatz der Kollektionen realisierte die italienische Luxusmodemarke zwei Videospiele im Retro-Look der 1970er und 1980er Jahre. Sie können von den Usern innerhalb der Marken-App gespielt werden und führen die Spieler durch die Markengeschichte von Gucci. Dabei können die Spieler eine Reihe von Abzeichen sammeln, die in den Spielen versteckt sind, und sie in einer speziellen Trophäenvitrine ausstellen.

BUDWEISER

John Carpenter verriet einmal in einem Interview, dass seine Schreibmaschine und Budweiser seine wichtigsten Begleiter beim Schreiben von „Halloween II“ in den 1980er Jahren waren. Basierend auf dieser Anekdote veröffentliche Budweiser im Rahmen seiner Halloween-Kampagne einen Spot als Hommage an den Horrorfilmautor. Die Kampagne beinhaltete auch eine Vorführung von Carpenters Films in einem Open-Air-Kino in Sao Paulo. Um ein Ticket zu bekommen, mussten sich die Zuschauer zu einem der letzten verbliebenen Videoverleiher der Stadt begeben und nach der VHS-Kassette des Films fragen.

RALPH LAUREN

In Kooperation mit dem britischen Online-Modemarktplatz Depop lancierte Ralph Lauren mit „Re/Sourced“ eine kuratierte Kollektion von über 150 Vintage-Produkten, die von Depop-Verkäufern zusammengestellt wurde. Präsentiert wurde sie in einem zweiwöchigen Pop-up-Bereich im Londoner Flagship-Store des Modemarke und in einem speziellen Bereich der Depop App. Auf diese Weise sollte gezeigt werden, dass die Produkte von Ralph Lauren dazu bestimmt sind, über Generationen hinweg geliebt und getragen zu werden, um ein zweites oder gar drittes Leben zu führen.

MARVEL STUDIOS

Zum Kinostart des neuen „Captain Marvel“ Films inszenierten die Marvel Studios ein nostalgisches Pop-up Erlebnis für ihre Filmfans. Es war eine Hommage an die 1990er Jahre und die VHS-Kassette. Das wie eine Videothek gestaltete Pop-up, genannt „Stanley Video“, war mit verschiedenen Filmplakaten von Marvel dekoriert. Die Videoauswahl umfasste alle Arten von Disney Filmen. Für die Besucher gab es eine an den Film angelehnte Schnitzeljagd, an deren Ende sie mit einem Captain Marvel Pin belohnt wurden.

YANGZHOU ZHONGSHUGE, ZHEN YUAN

Gerade in China, dem Epizentrum der Digitalisierung der Lebenswelt, werden Buchläden als wahre Kathedralen der Analogen inszeniert. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist der instagrammable Store, den das in Shanghai ansässige Studio Muse XL für den Buchhändler Yangzhou Zhongshuge in der chinesischen Stadt Zhen Yuan entworfen hat. Das Interior-Design wirkt, als stamme es aus dem Film „Inception“. Die beiden gewölbten Regale und der schwarze Spiegelbogen vermitteln die Illusion, sich im Inneren eines perfekt kreisförmigen Büchertunnels bzw. eines gigantischen Bücherwurms zu befinden.

Foto: Muse XL

Sie wollen mehr darüber erfahren, was den Shopper Trend RETRO FICTION antreibt und was ihn für die Zukunft des Shoppings so relevant macht? Hier können Sie unser Short Brief zum Trend downloaden.

 

Wenn Sie wissen zudem möchten, wie Sie den Retro-Trend für Ihre Shopper Experience kreativ können, beraten wir sie gerne jederzeit und unverbindlich. Kontaktieren Sie uns einfach.

 


 

Vorschaubild: Shutterstock

Wolf Thiem