16 Mai Warum mir am 6. Mai wieder einmal die Lust am Shopping verging
Am 6. Mai, als ich in der Süddeutschen Zeitung las, dass „Eine Million Arten vor dem Aussterben“ stehen, war es bei mir mit dem unbeschwerten Shopping wieder einmal vorbei. So ging es nicht allein mir. Angesichts immer neuer Nachrichten über Artensterben, Klimakatastrophen und zugemüllte Weltmeere wächst bei den Verbrauchern das Bewusstsein, dass der exzessive Konsum der vergangenen Jahrzehnte eine Sackgasse ist.
Mit zunehmender Gewissheit, dass es so nicht weitergehen kann, wächst die Bereitschaft, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken. Obwohl die Verbraucher die Hauptverantwortung immer noch bei den Unternehmen sehen, sind laut Nielsen 73 % von ihnen bereit, ihre Konsumgewohnheiten definitiv oder zumindest wahrscheinlich zu ändern, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.
Getrieben vom Mega Shopper Trend Guilt-Free Shopping zeichnet sich eine neue Ära der Nachhaltigkeit ab. Auf der Suche nach einem gesünderen Lebensstil für sich und die Welt suchen die Konsumenten nach Orientierung und Unterstützung. Sie erwarten Lösungsansätze von den Händlern und Marken, die in die richtige Richtung weisen.
Der Trend FEEL-GOOD EXPERIENCE zielt auf ein Shoppingmodell ab, bei dem sich schon der Einkauf positiv auf die Umwelt auswirkt. In der heutigen Experience Economy, in der die Shopper primär Erfahrungen und keine Produkte kaufen, richtet sich der Trend nicht nur gegen Konsumgüter, die zulasten der Umwelt gehen. Er wird auch auf das Einkaufserlebnis selbst übertragen.
Hier sind 6 Best Practices, die zeigen, wie Handel und Marken ihre Shopper Experience nachhaltiger gestalten können, um ihren Kunden einen Einkauf ohne Reue zu ermöglichen:
EILEEN FISHER
Mit „Making Space“ eröffnete die US-Modemarke Eileen Fisher einen „community-oriented store“ in Brooklyn. Er soll für mehr Relevanz in einer von „weniger ist mehr“ geprägten Handelslandschaft sorgen. Mit Hilfe von Workshops, Filmvorführungen, Galerieausstellungen und einem Artist-in-Residence soll er den Verbrauchern helfen, verantwortungsbewusster und nachhaltiger zu leben. Neben den aktuellen Kollektionen gibt es Unikate zu kaufen, die vor Ort aus zurückgegebenen Kleidungsstücken gefertigt werden. Im Sinne eines zirkulären Designs stehen sie für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Produktionsmethode.
7-ELEVEN
Der Schutz der Weltmeere vor „single-use plastics“ ist ein weltweites Thema. Im Rahmen ihrer „7 Go Green”-Kampagne setzt 7-Eleven Thailand dabei auf Belohnung statt auf Regulierung. Um die Verwendung von Plastiktüten zu stoppen bzw. zu reduzieren, erhalten die Inhaber einer „7 Value“-Kundenkarte 10 Punkte pro Einkauf, wenn sie ihre eigenen Taschen mitbringen oder ihren Einkauf nicht durch einen Supermarkt-Mitarbeiter eintüten lassen. Die gesammelten Punkte können für das Bezahlen im Geschäft verwenden werden. 50 Punkte entsprechen umgerechnet 0,30 US-Dollar.
KELIGREEN
Um die Verschmutzung durch Kunststoffe zu reduzieren, startete die Öko-Reinigungsmittel-Marke Keligreen eine Kickstarter-Kampagne unter dem Motto „Refill Revolution“. Mit ihrer Hilfe will das im US-Staat Montana ansässige Unternehmen mobile Nachfüllstationen für Abonnenten und On-Demand-Lieferungen finanzieren. Dadurch sollen Einweg-Kunststoffverpackungen aus der traditionell kunststofflastigen Lieferkette herausgenommen werden. Nachdem es die dafür notwendigen 35.000 US-Dolloar bei Kickstarter eingesammelt hatte, begann das Unternehmen mit Aufbau seines Services.
RIMPING
Laut United Nations Environment Programme wurden von den 9 Milliarden Tonnen Kunststoff, die jemals hergestellt wurden, lediglich 9 % recycelt. Zur Vermeidung von Kunststoffmüll verwendet die thailändische Supermarktkette Rimping Bananenblätter als Verpackung für Obst und Gemüse. Die Ware wird einfach in die Blätter gewickelt. Vor allem in tropischen Ländern haben Bananenblätter zum Einwickeln von Lebensmitteln eine lange Tradition. Die Idee fand breite Beachtung, nachdem Fotos der Verpackungen auf Facebook gepostet wurden. Der Beitrag wurde über 17.000 Mal geteilt.
COCA-COLA
Laut Break Free From Plastic gehört Coca-Cola mit zu den Hauptverursachern der mit Plastik verunreinigten Weltmeere. Die Initiative „Print Your City“ ist Teil des „Zero Waste Future“-Programms von Coca-Cola, bei dem die Einwohner von Thessaloniki ihren Plastikmüll mit Hilfe von 3D-Printing in Straßenmöbel recyceln können. Die Möbel wurden vom Rotterdamer Studio The New Raw entwickelt. Auf der Website können die User zwischen verschiedenen Objekten wählen und erfahren, wie viel recyceltes Plastik für die Herstellung der Objekte benötigt wird. Die fertigen Möbel werden dann an öffentlichen Plätzen in der Stadt ausgestellt.
SAMMAKORN COCKTAIL CLUB
Wie man eine Feel Good Experience in ein statusrelevantes Erlebnis für Konsumenten verwandelt, zeigt der Mixologist Mark Lloyd. In seinem Sammakorn Cocktail Club in Bangkok serviert er nur Cocktails „made from waste food“. Bei dem Club handelt es sich um eine „invite-only“ Pop-up Bar, die nur einmal im Monat öffnet. Sie bietet nur Platz für 20 Personen, die in den Genuss der Zero-Waste Cocktails kommen. Das schafft Exklusivität und bietet den Gästen eine Status Story, die sie ihren Freunden weitererzählen möchten. Also können sie es kaum erwarten, sie zu erleben.
Vorschaubild: Eileen Fisher via The Bridge